Tom Schilling und die leise Schauspielkunst
Im
SZ-Magazin gibt es die Rubrik: Sagen Sie jetzt nichts. Das Interview
ohne Worte. Klappt mal mehr, mal weniger. Schweigen, aber doch alles verraten. Kann halt
nicht jeder. Auch nicht jeder Schauspieler. Tom Schilling hat die Gabe.
Das weiß ich allerdings noch nicht lange. Die erste bewußte Berührung mit Tom
Schillings Schauspiel hatte ich vor gut einem Monat. Beim ZDF-Dreiteiler
„Unsere Mütter, unsere Väter“. Und seitdem bin ich angefixt. Von Toms Spiel. Das erklärt, warum ich die letzten Wochenenden damit
verbracht habe, ganze 12 Jahre Schilling'sche Schauspiel-Historie nachzuholen. Erstes Fazit: Für Gutes ist es nie zu spät! Zweites
Fazit: Ich habe mich nicht getäuscht. Tom spielt grandios. Tragisches ebenso wie
Komisches.
Er selbst sieht sich übrigens
nicht als Komödiant. Da muß ich ihm komplett widersprechen. Inneren Slapstick diagnostiziert Regisseur Leander Haußmann. Treffender kann man es nicht formulieren. Ich habe mich weggeschmissen
vor Lachen bei einigen Szenen von „Verschwende Deine Jugend“ und „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“.
Da paßt die Körpersprache, die Mimik und der Ton. Überhaupt
trifft Tom stets den richtigen Ton. Setzt nuancierte Akzente. Mal unerwartet.
Mal außergewöhnlich. Letztendlich aber immer schlüssig.
Natürlich ist eine Entwicklung zu sehen. Von „Crazy“ zu heute. Nicht nur
äußerlich und stimmlich.
Mit 17 kann man nicht so spielen wie mit 30. Die
Lebenserfahrung fehlt. Tom hat seine Spielweise verfeinert. Agiert präziser, aber
auch gelassener. Immer zutiefst berührend. Immer.
Sonntag habe ich endlich „oh BOY“ gesehen. 85 Minuten reinster Filmgenuß. Ironisch. Melancholisch. Irre komisch. Ein göttliches Drehbuch von Jan Ole Gerster und ein noch göttlicherer Tom Schilling in der Hauptrolle. Besser geht's nicht! Auf dass es Freitag Lolas regne!!!
PS: Heute Abend werde ich das selbst mal ausprobieren. Das mit der Schauspielerei...